Steuerberater Frank Lange ist mit zwei Berufskollegen in Albstadt bei Stuttgart tätig. Mit vier Mitarbeitern betreut er circa 180 Mandate.
Für den Steuerberater bedeutet betriebswirtschaftliche Beratung auch, einen externen, fachlichen Blick auf das Unternehmen des Mandanten zu werfen. Ein wesentlicher Bestandteil der Beratung ist das Controlling, also das Überwachen aller Zahlen. Das setzt natürlich voraus, dass eine Planung erstellt wurde, an der sich das Controlling orientieren kann. Die wichtigste Voraussetzung der betriebswirtschaftlichen Beratung ist es, diese Planung anzulegen. Dabei muss der Steuerberater den Mandanten unterstützen und künftige Projekte sowie Investitionsvorhaben mit ihm besprechen. Sollen beispielsweise neue Maschinen oder Immobilien angeschafft werden? Ist eine Erweiterung des Unternehmens durch Zukäufe oder neue Geschäftsfelder geplant?
Mit betriebswirtschaftlicher Beratung bietet sich kleinen Kanzleien ein wichtiges, neues Geschäftsfeld. Zudem fördert das Angebot einer umfassenden Beratung die Mandantenbindung nachhaltig. Deshalb darf die kleine Kanzlei dieses Feld nicht den großen Steuerkanzleien überlassen. Denn dann besteht das Risiko, Mandanten zu verlieren. Als Steuerberater kann man auf alle für die betriebswirtschaftliche Beratung relevanten Zahlen zugreifen. Man hat also bereits alles, was man braucht! Diese Zahlen müssen für eine gute Beratung genau gelesen und richtig gedeutet werden, wozu fundiertes betriebswirtschaftliches Wissen notwendig ist. Für eine kleine Steuerkanzlei ist es daher oft schwierig, betriebswirtschaftliche Beratung in das Dienstleistungs-Portfolio aufzunehmen. Ich halte es für notwendig, diese Beratung ebenfalls anzubieten, um auch wettbewerbsfähig zu bleiben.
Den kleinen Steuerkanzleien fehlt oft die Manpower, um dieses Thema konsequent anzupacken. Wir können uns nicht einen Monat komplett für betriebswirtschaftliche Fortbildungen aus dem Tagesgeschäft zurückziehen. Die Einführung dieser Dienstleistung muss vielmehr nebenher laufen, ebenso die Fortbildung der Mitarbeiter. Das alltägliche Arbeitspensum lässt oft keine Zeit, sich vertieft mit einem so komplexen Thema auseinanderzusetzen. Deshalb muss man sich gut organisieren und den Tagesablauf umstrukturieren – feste Zeiten für die Einführung der betriebswirtschaftlichen Beratung reservieren. Das bedeutet, sich im Kanzleialltag langfristig Freiräume zu schaffen – die Inhaber kleiner Steuerkanzleien sollten sich dessen bewusst sein. Denn betriebswirtschaftliche Beratung, die sich abrechnen lässt, ist kein Selbstläufer!
Im Steuerberateralltag muss man immer wieder auf das betriebswirtschaftliche Wissen, das man während der Ausbildung beziehungsweise des Studiums erlernt hat, zurückgreifen. Um eine gute betriebswirtschaftliche Beratung anbieten zu können, muss dieses Wissen auch ausgebaut werden – in Form von Fortbildungen durch die Kammer, externe Anbieter oder durch ein Selbststudium. Unsere Kanzlei plant die schrittweise Einführung betriebswirtschaftlicher Beratung, begleitet von verschiedenen Fortbildungen, um diese den Mandanten dann offensiv und effektiv anzubieten. Außerdem soll der Kontakt zu Unternehmensberatern und Berufskollegen ausgebaut werden, um den konstruktiven Austausch zu fördern.
Vielen Mandanten ist überhaupt nicht bewusst, dass Steuerberater auch in Form von betriebswirtschaftlicher Beratung weiterhelfen können. Das wird in den Mandantengesprächen immer wieder deutlich. Die Nachfrage ist dennoch vorhanden! Allerdings haben Unternehmen, die aktiv nach dieser Art von Beratung fragen, in den meisten Fällen eine Bank im Nacken sitzen, die konkrete Zahlen und Fakten verlangt. Von selbst kommt der Mandant nur selten auf den Steuerberater zu. Dabei ist eine langfristige Planung für jeden Betrieb, egal welcher Größe, essentiell. Aber vor allem kleine Unternehmen und Handwerker mit wenigen Mitarbeitern, arbeiten oft von heute auf morgen – sprich ohne langfristige Planung. In diesen Fällen bietet es sich an, die betriebswirtschaftliche Beratung offensiv anzubieten.
Es ist generell sehr wichtig, über aktuelle Entwicklungen bestimmter Branchen auf dem Laufenden zu sein. Der Mandant weiß es zu schätzen, wenn der Steuerberater umfassend und über das Steuerrecht hinaus weiterhelfen kann. Die Schwierigkeit dabei ist, dass man sich dieses Wissen aneignen sollte, aber nicht allzu viel Zeit dafür opfern darf. Ich suche derzeit noch nach einer Lösung für dieses Problem. Trotzdem: Steuerberater müssen über den steuerrechtlichen Rand hinausblicken! Nur so kann bei Inhabern kleiner Betriebe das Bewusstsein für die Relevanz einer langfristigen Unternehmensplanung geschaffen werden.
Frank Lange
Betreibt mit zwei weiteren Beratern eine Steuerkanzlei in Albstadt. Seine Schwerpunkte liegen in der Gründungs- und Unternehmensberatung, Spezialgebiete sind Handel- und Gewerbe, freie Berufe und Immobilienkauf. (www.lbk-steuerberater.de)