Die hierarchische Führung ist in deutschen Unternehmen – laut einer Studie des Instituts für Demoskopie Allensbach aus dem Jahr 2016 – weitverbreitet. Aber viele Mitarbeiter wünschen sich einen anderen Führungsstil.
Gerade junge Fachkräfte legen Wert auf flache Hierarchien. Für sie ist es wesentlich, aktiv in Prozesse einbezogen zu werden. Sie schätzen einen Kanzleiinhaber, der Aufgaben delegiert und Vertrauen in ihre Kompetenzen setzt. Mitarbeiter kennen die Zahlen und Mandanten häufig am besten. Was spricht also dagegen, Verantwortung abzugeben?
Stimmt der Führungsstil mit den Vorstellungen der Mitarbeiter überein, haben diese mehr Freude an ihrer Arbeit und eine höhere Leistungsbereitschaft. Für den Steuerberater hat ein kooperativer Führungsstil den großen Vorteil, dass er dadurch entlastet wird. Schließlich kann er ab einer gewissen Kanzleigröße nicht mehr alle Aufgaben selbst erledigen.
Das Personal ist entscheidend für den Erfolg der Kanzlei. Umso wichtiger ist es, dass der Steuerberater seine Angestellten von Anfang an über langfristige Ziele informiert. Denn nur so können die Fachkräfte fokussiert darauf hinarbeiten.
Neben längerfristigen Zielen sollten auch Themen, die den Chef und die Mitarbeiter gerade beschäftigen, auf den Tisch kommen. Am besten eignet sich dafür ein regelmäßiges Kanzleimeeting – etwa einmal pro Woche – in dem offene Fragen und aktuelle Angelegenheiten besprochen werden.
Eine gute Kommunikationsstrategie beinhaltet zudem turnusmäßige Mitarbeitergespräche. In diesem Rahmen kann der Steuerberater unter vier Augen Feedback zur Leistung einer Fachkraft geben.
Ein guter Chef ist nicht nur zu vereinbarten Terminen für seine Mitarbeiter da. Wie wird der Gewinn der Photovoltaikanlage eines bestimmten Mandanten ermittelt? Trotz Zeitdruck sollte der Chef seiner Fachkraft bei einer solchen Frage mit Rat zur Seite stehen. So stapeln sich keine halb fertigen Steuererklärungen in der Kanzlei. Weiß der Berater auch nicht weiter, weil Unterlagen unvollständig oder nicht selbsterklärend sind, sollte er auch einmal selbst zum Hörer greifen und den Kunden kontaktieren.
In puncto Unterstützung ist das richtige Maß entscheidend. Das Ziel: sich genau da für den Mitarbeiter einsetzen, wo es nötig ist – nicht mehr und nicht weniger. Generell sollten Angestellte nicht überfordert werden. Unrealistische Zielsetzungen führen häufig zu Unzufriedenheit und Demotivation. Auch hier ist also Fingerspitzengefühl gefragt.
Gerade frisch gebackenen Kanzleiinhabern fällt es schwer, die richtige Balance zwischen Unterstützung und Freiraum zu finden. Verständlicherweise, denn sie haben oftmals nur wenig Erfahrung in diesem Bereich. Führungstrainings, beispielsweise von der IHK, oder entsprechende Literatur können Abhilfe schaffen.
Viele Mitarbeiter macht vor allem eins glücklich: Anerkennung für ihre Leistung. Das klingt im ersten Augenblick selbstverständlich, geht im stressigen Kanzleialltag aber häufig unter. In einigen Kanzleien kann der Umgang mit Leistungen auf den Leitsatz „Nicht geschimpft ist Lob genug“ reduziert werden.
Das kann negative Folgen haben: Warum sollte sich ein Mitarbeiter besonders anstrengen, wenn sein Chef den Eindruck mangelnder Wertschätzung vermittelt? Fehlende Anerkennung führt häufig dazu, dass Mitarbeiter weniger leisten und keinen Spaß an ihrem Job haben.
Damit es gar nicht erst soweit kommt, sollten Steuerberater ihre Mitarbeiter loben – nicht inflationär, sondern in berechtigten Fällen. Das könnte in der Praxis so aussehen: Eine Kanzlei wurde vom Mandanten X weiterempfohlen. Der Berater nimmt den Mitarbeiter zur Seite, der den Mandanten X hauptsächlich betreut hat und bedankt sich für seinen vorbildlichen Einsatz.
In Zeiten des Fachkräftemangels punkten Chefs, die auf die Wünsche ihrer Mitarbeiter eingehen und ihre Kanzlei dadurch zum attraktiven Arbeitgeber machen.
Ein Beispiel: In Kanzleien arbeiten vorwiegend Frauen. Alleine der Anteil der weiblichen Auszubildenden beträgt – gemäß „Jahresbericht 2015“ der Bundessteuerberaterkammer – 71 Prozent. Viele Frauen wollen nach beendeter Ausbildung Familie und Beruf besser vereinbaren können. Kanzleiinhaber überzeugen also, wenn sie sich beim Thema Arbeitszeit kompromissbereit zeigen.
Je nach Geschlecht, Alter und Einstellung haben die Mitarbeiter unterschiedliche Wünsche. Aber welche sind das?
Das wünschen sich viele Mitarbeiter:
Sonja Schumergruber
Redakteurin Steuerberaterseite.de